Stadtarchiv Rudolstadt
Gesicherte Nachrichten über das Vorhandensein eines Ratsarchivs in einem städtischen Gebäude finden sich in Rudolstadt aus dem Jahre 1857. Vorher wurden die überlieferten "alten Dokumente" bei einem Viertelsmann in Laden aufbewahrt. Eine verhältnismäßig geschlossene Überlieferungslage setzt um die Mitte des 18. Jh. ein. Im Jahre 1887 ist eine Ordnung der Bestände beendet und ein erstes Repertorium angelegt. In den Jahren 1909-1911 wurde durch eine nebenamtlich tätige wissenschaftliche Kraft eine Neuordnung vorgenommen. Bis 1929 gehörte die Verwaltung des Stadtarchivs in die Zuständigkeit des Hauptamtes und war eine spezielles Arbeitsgebiet eines Stadtinspektors. Als dieser versetzt wurde, konnte das Archiv nicht mehr ordnungsgemäß verwaltet werden. Die Stadtverwaltung entschloss sich 1934 zum Abschluss eines Hinterlegungsvertrages mit dem Thüringischen Landesarchiv Rudolstadt und der Übergabe der älteren Bestände. Die neueren Akten verblieben in der Stadtverwaltung in einem eigenen Archivraum. Einige der wichtigsten und ältesten Urkunden aus dem 14. bis 16. Jh. befanden sich seit 1930 in Schließfächern der Stadtsparkasse Rudolstadt. Sie wurden zusammen mit weiteren Wertgegenständen, die in Tresoren der Banken und Sparkassen lagerten, nach dem Zweiten Weltkrieg von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und gelten seitdem als verschollen.
Sofort nach der Anordnung zur Errichtung von Kreis- und Stadtarchiven in der DDR 1951 bemühte sich die Stadtverwaltung um die Genehmigung von Planstellen und die Einrichtung entsprechender Räumlichkeiten, um die wertvollen Bestände in das Rathaus zurückzuführen. Im Jahr 1954 konnte das Stadtarchiv Rudolstadt eröffnet werden. Im August 1954 nahm der Verwaltungsangestellte und spätere verdienstvolle Archivar Erich Schneider seine Tätigkeit auf, die er bis 1979 ausübte.
Ab 1990 gehörte das Stadtarchiv als Abteilung zunächst zum Hauptamt der Stadtverwaltung, derzeit ist es dem Fachbereich 2, Fachdienst Stadtarchiv und Historische Bibliothek zugeordnet. Es versteht sich heute als eine wissenschaftliche Forschungsstelle zur Stadt- und Regionalgeschichte, aber auch als eine kommunale Dienstleistungseinrichtung. Das Stadtarchiv ist zuständiges Endarchiv für alle städtischen Verwaltungseinrichtungen, für den Stadtrat sowie die nachgeordneten Betriebe und Einrichtungen einschließlich deren Rechts- und Funktionsvorgänger. Es übernimmt nach Vereinbarung auch Schrift- und Sammlungsgut von Privatpersonen sowie von Vereinen und Firmen, wenn ein Bezug zur Stadt Rudolstadt gegeben ist. Im Stadtarchiv werden ca. 1.500 lfm Archivgut aus sechs Jahrhunderten betreut. Hinzu kommen die umfangreiche Foto- und Postkartensammlung, Schenkungen und Nachlässe, zeitgeschichtliches Sammlungsgut sowie eine Archivbibliothek. Neben der Sicherung, Erfassung, Übernahme und Erschließung von Archivgut sind die Mitarbeiter bemüht, vor allem durch eigene Publikationen, Ausstellungen, Archivführungen und Vorträge einen Beitrag zur Vermittlung der Regional- und Ortsgeschichte zu leisten. Darüber hinaus werden die zentrale Altregistratur und die Verwaltungsbücherei der Stadtverwaltung betreut.
2002 bezog das Stadtarchiv gemeinsam mit der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt neue Räumlichkeiten im sanierten und für Archiv- und Bibliothekszwecke umgebauten Alten Rathaus in der Stiftsgasse 2.